Terrorismus

Erarbeitung eines politischen Begriffs von globaler Bedeutung 15. April 2022, von Oliver Krieger

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   Was Terror ist, entscheidet nicht die von Terror heimgesuchte Zivilbevölkerung, sondern ein kritischer Verfassungsschutz, Massenmedien und die politischen Experten. Diese Willkür und Patronage bei der Deutung des Terrorismusbegriffs indes hält weder die Staatsbeamten, die Medien, noch die Experten davon ab, mit einem bunten Allerlei an Terrorismusbegriffen aufzuwarten, die der terrorisierte Zivilist akzeptieren muss.

   Diese konzeptionell-diktatorische Problematik demokratischer Staaten ist gravierend, weil sie die Unterscheidung zwischen Feinden und Freunden einer Gesellschaft unmöglich macht. Durch Zufall, d.h. durch die Presse erfahren Staatsbürger, dass die wohlmeinend vorzeitig aus der Haft in diese Gesellschaft entlassenen Vorbestraften Fremden bekennende und bekanntermaßen Feinde derselben sind.

   Soviel Gutmütigkeit während der Integration ist nur begreiflich, wenn man die Äußerungen Merkels und Wulffs hinzunimmt, der Islam sei ein Teil Deutschlands, und gehöre hier hin. Das Migrations- und Integrationsprojekt der islamisch-demokratischen Union Merkels darf nicht scheitern: Zu diesem Zweck werden Christen aller Orten kurzerhand ignoriert.

   C. A. Coady kommt der Wahrheit am nächsten, wenn er schreibt, dass die Bedeutung dessen, was als Terrorismus bezeichnet ist, in einem Kontext der Ideologie, der Propaganda und der Polemik bestimmt wird, in dem auch die befindlich sind, die den Begriff anwenden.

   Suzanne Ogden versteht unter Terror nur "zufälligen", gegen Zivilisten, und nicht gegen staatliche Institutionen gerichteten Terror, der darum keine Sezession bezwecke. Gemäß ihrer Definition ist selbst der Terroranschlag vom Elften September 2001 in den USA kein Terror gewesen, denn dieser erfolgte innerhalb eines Kontext mehrfach veröffentlichter Kriegserklärungen an die USA durch Osama bin Laden 1996 und 1998 mittels hierzu erklärter Fatwas, zumal außerdem das Weisse Haus, das Pentagon, und das WTC Ziele der Angriffe waren, weshalb diese als nicht zufällige, sondern geplante, gegen den us amerikanischen Staat gerichtete Handlung verstanden werden müssten.

   Die enge Definion Ogdens nützt den gegen allgemeine Staatsordnungen kämpfenden Terroristen, weil sie nicht mehr als Terroristen bezeichnet werden können, und sie hält her zur Diskriminierung militaristischer, gegen Zivilisten verübter Verbrechen und damit zur Verunglimpfung des Militärs als eines generellen Instruments der Exekutive. Der Terrorist Ogdens kämpft nicht gegen den Staat, weil er selbst der Staat ist, und nur gegen die Zivilbevölkerung, damit diese sich endlich gegen solchen Militarismus formieren kann. Folglich bietet Ogden einen Terrorismusbegriff, der geeignet ist für die oppositionelle Innenpolitik.

   Enge Terrorimusdefinitionen solcherart sind Resultate eigener, enger, exklusiver politischer Interessen.


   Vieles spricht daher aus demokratischer Perspektive nicht nur gegen eine zu enge, sondern auch gegen eine diktatorische Auslegung des Terrorismusbegriffs. Die Gutachten der US Experten der Regierung George W. Bush, verfasst in Form von Memoranda, deren Zweck die Rechtfertigung der militärischen Vergeltung und Bekämpfung der terroristischen Aggression der Al-Qaeda und der Taliban, und später des IS gewesen sind, sind ein beredtes Zeugnis der Akribie, mit der sich das Militär der betroffenen Nationen dem Begriff genähert hat.

   Aus der Perspektive praktischer Vernunft ist es geboten, die Rechtmäßigkeit der Anwendung und Deutung bestimmter Begriffe den Opfern zu überlassen. So ist es beispielsweise problematisch aus dieser moralischen Perspektive, den Opfern von Folter und Psychoterror, sowie auch von Terror und Vergewaltigung, die Verwendung ebendieser Begriffe zur Bezeichnung dessen, was den Opfern widerfuhr, nicht zu erlauben, sei es aus machtpolitischen Erwägungen.

   So wäre es darum falsch, den durch Muhammed Atta und Komplizen geschädigten US Amerikanern die Anwendung des Begriffs "Terrorismus" zur Bezeichnung der Eigenart des Terroranschlags verbieten zu wollen, oder solches durch politische Rhetorik und Logelei zu falsifizieren.

   Der Begriff eignet sich ferner durch seine Kürze, und historische Universalität überhaupt nicht für eine enge Definition. Eigentlich ist "Terrorismus" selbsterklärend, und daher auch eine Phänomenalität des Kriegsgeschehens.

   Die Enge mancher Terrorismus Definitionen ist m.E. nur erklärbar, wenn man eine politische Autorität annimmt, die durch die Erkenntnis, ein Terrorakt sei wirklicher Terror, nicht zu bestimmtem Handeln gezwungen werden will, nämlich solchem, welches im Fall von Terror eigentlich notwendig, oder wenigstens geboten ist, und die überdies ein Interesse hat, politische Verbrechen innerhalb der eigenen hoheitlichen Sphäre eher zu verleugnen, als einzugestehen.

   Politische Verbrechen haben nämlich die unschöne Eigenschaft eines Rattenschwanzes der Absichten, Hintergründe und Querverbindungen, die erforscht, verstanden und mit politischer Konsequenz beantwortet werden müssten.

   So sehr darum die überbordende Breite und Omnipräsenz des Begriffs "Terror" auf ein Interesse der so kommunizierenden politischen Entität ist, den Terror zur Rechtfertigung eigenen Handelns herzunehmen, so ist dementsprechend die übertriebene Einengung des Begriffs zurückzuführen auf ein Interesse solcher Entitäten, wegen gleichwelcher Form von Terror nicht mehr tätig werden zu wollen.


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   Es gibt den Begriff "Terrorismus" so sehr wie den Begriff "Staatsterrorismus", welcher zweitens den Terror bezeichnet, der von etablierten Staaten, vorrangig der eigenen Bevölkerung zugefügt wird.

   Die gegenwärtige internationale Chinapolitik ist geprägt von Inkonsequenz, Scheinheiligkeit und Befangenheit : Die Uighuren kämpfen gegen chinesische Unterdrückung schon länger, als es die USA überhaupt gibt. Die Weltöffentlichkeit hingegen erfährt erst jetzt von dem Turkvolk aus Xinjiang, weil die Umstände internationaler Politik den Diskurs empfehlen. Anstatt ehrlich zu sein, und die chinesische Regierung von Xi Jinping als Urheber von Staatsterror zu erklären, macht man im Westen kleine Schritte, und leugnet nur, dass die Uighuren überhaupt terroristisch sind, anstatt es den von uighurischem Terror betroffenen Chinesen selbst zu überlassen, den Begriff zu verwenden, wie es die Realität in China erfordert.

   Als im Jahr 2001 George W. Bush den War on Terror ausrief, der schon früher durch Bill Clinton gekämpft wurde, wenn auch nicht mit solcher Konsequenz und internationalen Beteiligung, war man leichten Herzes willig, über Putins Kriegstreiberei, Autokratie, und kommunistisch-nationalistische Ader hinwegzuschauen, denn die Bekämpfung eines gemeinsamen Feindes eröffnete Perspektiven einmütiger, und friedlicher Annäherung der ehemals größten Rivalen. China war in diesem durch die Umstände bedingten, sozialen Angebot implizit inbegriffen, der Kriegsschauplatz Afhganistan ist China sehr nahe, Xinjiang ist nicht nur in räumlicher, sondern auch in kultureller Nähe zu Afghanistan befindlich. Der Emanzipations- und Machtkampf der Pashtunen in Afghanistan erscheint dem Drang der uneinheitlichen Uighuren sehr ähnlich zu sein.

   Aus dem Grund kam man sich auch verblüffenderweise über die gesamte Länge des War on Terror in der zentralasiatischen Region nahe chinesischer Hoheit überhaupt nicht in die Quere. Gemeinsame Feinde machen aus Fremden Freunde und aus Feinden Alliierte. Dass China als tolerierter Konzelebrant bei dieser großen Party gerade jetz nicht mehr geduldet wird, liegt sicher auch daran, dass für Biden und die NATO diese Party gerade jetzt vorläufig vorüber ist, und man sich darum über die eigenwilligen Verrenkungen der Chinesen am selben Ort eher aufregen, als hierdurch anregen lassen möchte.

   Diese mangelnde Integrität des Westens verursacht mehr als nur Frustration, denn eigentlich weiss jeder, dass die USA und die NATO ihre erst kürzlich beendeten Operationen in Zentralasien fortführen würden, gäbe es einen hierfür als ausreichend erkennbaren Anlass, und umso verstörender ist derlei, wenn parallel zur plötzlichen Verhätschelung der Uighuren eben noch ein paar Dijhadisten die europäische Bevölkerung terrorisieren.

   Unverständnis löst solche Politik aus, wenn das COVID-19 Virus noch vordem standhaft und souverän als eine hinzunehmende Unbill verkauft wird, an der eigentlich niemand wirkliche Schuld hat oder haben soll.

   Dass China mindestens sträflich fahrlässig handelte, weil seine Virologie die Verbreitung des Virus geschehen ließ, will man erst heute, 2 Jahre nach Patient Zero, wirklich wahrhaben, obwohl derlei schon seit dieser Zeit völlig eindeutig ist. Stattdessen beschuldigte man Donald Trump, an dem Schuld zu sein, was China zu verantworten hat. Das geschah vor allem, weil man auf die chinesische Machtbasis in der Auseinandersetzung gegen den damals noch die USA präsidierenden Trump  nicht verzichten wollte.

   Solange wie es das als "größer" erachtete Übel Donald Trump im Weissen Haus gab, wollte man das "kleinere" Übel, das fahrlässig gefährliche Viren verschleudernde China, nicht so recht wahrnehmen.

   Versteht sich von selbst, dass die gegenwärtig vernommenen, weil demonstrativ publizierten Hilferufe, zu Gunsten der Uighuren in Xinjiag, von denen nicht wirklich ernst genommen werden, die die globale Politik aufmerksam verfolgen, und langfristige, und einheitliche politische Interessen haben, die mit kurzfristigem nationalpolitischem Kalkulus nicht unbedingt übereinstimmen.

   Biden versprach vor seiner Wahl, damit er gewählt werden würde, es werde keinen Krieg geben. Darum wurde er gewählt, denn die USA war kriegsmüde und kriegsverdrossen, und jetzt ist er an dieses Versprechen gebunden. Nicht, dass es seinem eher innenpolitischen Fokus widerspräche, Biden ist bekannt dafür, ein innenpolitischer Hardliner zu sein, der Trump im Hinblick auf Rechtsauslegung und Strenge in jeder Hinsicht ähnelt, sondern es entspricht auch seine plötzliche Initiative gegen China ebensolcher Verankerung in innenpolitischen Interessen :

   Jetzt, da das "größere" Übel Trump endlich weg ist, ist die Gelegenheit da, dieselbe Politik zu machen, wie Trump sie auch hätte machen können, vor allem, weil die Forderungen nach Entschädigung wahrgenommen werden müssen, wie auch die Forderungen der US Amerikaner vordem, durch den Handel mit China nicht übervorteilt zu werden. Beide US Präsidenten waren motiviert durch die überwiegenden Neigungen und Interessen der regierten Bevölkerung.

   
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   Zwischen den Staaten des Westens und des Ostens hat es seit vielen Jahren bereits, gründlich erforschte, und profund durchlittene, aber nicht allerorten immer als solche erkannte Formen der psychologischen, sozialen, Medien-, Perzeptions- Informations- und Neurokriegsführung. Anstatt aber die Kopfschmerzen der solcherart in Mitleidenschaft gezogenen Zivilisten zu bekämpfen, durch die Einrichtung notwendiger Abteilungen und Ausbildung neuartiger Spezialisten, die vorrangig Neurowissenschaftler, Medienexperten, Psychologen und Propandafachleute, sowie IT- und Psyops-Experten wären und miteinander zu kooperieren hätten, um Einheiten zu bilden, die überhaupt erst einmal imstande wären, die neue, hybride Propaganda- und Neurokriegsführungsweise zu identifizieren, abzuwehren und zu gewinnen, entschuldigt sich Biden durch die Entsendung von ein paar hundert US Soldaten.

    Was Kopfschmerz ist, will irgendwann der Arzt entschieden haben. Dass selbst die Empfindung von Schmerz nicht der Anerkenntnis derer überlassen bleibt, die ihn empfinden, begreifen alle, die schon einmal im Zustand wahrhafter Schmerzerfahrung von Ärztinnen und Ärzten ignoriert wurden, und unbehandelt blieben.

   Das bedeutet, je nachdem, wie ernst es Biden mit seiner Inkonsequenz, und Friedensinitiative wirklich ist - diese könnte genau das sein, was die über jahrzehnte Trillionen in Kriegsunternehmungen verballernde USA aus haushalterischer Perspektive sich gerade jetzt am meisten wünscht, und ebenhierauf deuten auch die eugenischen Bemühungen der US Psychiatrie und Psychologie hin, die seit dem War on Terror sich bemühen, US Soldaten und Einwohner solcherart kollektiv und pauschal fehlzudiagnostizieren, damit an diesen Sozialversicherungskosten eingespart werden können - so ist vom jungen Mann Biden, der jetzt für die Uighuren mutig in die opportunen Breschen springt, noch eine ganze Menge Firlefanz außer diesem zu erwarten, nur sicherlich eines nicht, sowenig wie von Merkel, deren 15 Jahre währende Regierung in ein paar Monaten vorbei sein wird : Eine Unterstützung der durch China unterdrückten Christen.

   Zu erwarten ist demgegenüber sehr viel eher eine Biden, und Merkel und deren Nachfolgern entsprechende, effektive Innenpolitik, die deren persönliche Macht konsolidiert und vergrößert, ganz so, wie man es auch bei Trump mitverfolgen konnte, dessen einzelne Handschläge und Personalentscheidungen in das Licht der akribischen Aufmerksamkeit der gesamten, peniblen Weltöffentlichkeit gezerrt wurden, während das politische Karrussell Merkels und Bidens eher tabuisiert oder ignoriert wird.

   Das Geschehen an der ukrainischen Grenze, und die Empörung der EU über die Misshandlung der Uighuren, verblasst vor den Eigeninteressen der Regierenden zum Fassadenspektakel.


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   Die Rhetorik der politischen Linken hilft in diesen Angelegenheiten indes sehr wenig. Auf den ersten Blick erscheint diese zumindest als ein Gegengewicht gegen die auf Machterhalt zielenden, überwiegenden Innenpolitiken der Staaten sehr richtig, oder zumindest sehr erfrischend, allerdings wird dieser Eindruck eher aufgehoben durch die Erkenntnis, dass die basisdemokratischen Argumente den linken Faktionen der Gesellschaften der USA und Europas gänzlich fehlen, nämlich solche, wie die nötige Kritik an der indirekten, und nicht durch die wählenden Bevölkerungen selbst getätigen Wahl der Regierungsvertreter.

   Für solche Sünden durch Unterlassung gibt es nur eine Erklärung : Die Sicherstellung direkter, demokratischer Wahlen zur Bestimmung von Kanzler, Premierminister und Präsident ist überhaupt nicht im Interesse der politischen Linken des Westens, sondern eher die Beibehaltung bestehender Bevormundungsweisen, Patronagen und Autoritäten, wenn nicht sogar die Beraubung um weitere Freiheiten :

   Gerade während der politischen Auseinandersetzungen um Zweck und Zumutbarkeit der Lockdownpolitiken war überraschend deutlich zu sehen, dass die Sozialisten, Marxisten und Kommunisten eher die Auffassung vertraten, es müsse die Bevölkerung, um den Lockdown erst gebührend auskosten zu können, sich passend hierzu auch wenigstens gehörend fürchten. Gerade von der linken Seite des Spektrums ist daher im Zweifelsfall, und das ist der virale Wiederholungs- oder Verschlimmerungsfall, überhaupt gar keine Linderung der politischen Übel zu erwarten, auch keine Vergrößerung demokratischer Freiheiten, geschweige denn die Wahrung derer, die durch das Grundgesetz zugesichert werden.

   Es gibt darum keinesfalls einen wahrhaftigen Grund, sich der Linkspolitik zuzuwenden, oder sich juchzend und sinophil in den Strudel der Sinoisierung zu stürzen.


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   Terror, so wie alles andere auch, wird dann tabuisiert oder schöngeschwätzt, umgespritzt und neudefiniert, wenn er nützlich und nötig ist. Terror wird übertrieben dargestellt, wenn er mehr als nur stört, sondern wahrhaftig schadet, und als Rechtfertigung herhalten muss. Die Suggestion aber, es verhielte sich mit Terror anders, als mit anderen Dingen, ist wiederum nützlich, darum wird sie verbreitet. Terror, so möchte man darum meinen, war denen, die ihn nirgendwo mehr als solchen erkennen wollen, niemals wichtiger. Zudem ist denen, die ständig überall Terror sehen, der Begriff wichtiger als der Terror, weil mit ihm viel ausgerichtet werden kann.

   Terrorismus, als ein Konzept, emergiert darum in viererlei Weise, erstens als ein Instrument zur Bewertung fremder Erfahrungen, völlig unabhängig von aller politischen Wirklichkeit durch Tabuisierung, Definition und Anwendung, zweitens als diskursiv besondere Methode der Polemik, der Propaganda und der Ideologie nach C. A. Coady, drittens als für selbstverständlich wahr erachteter Begriff eigener Leiderfahrung, und viertens als legales Konzept, mittels welchem eine vernünftige Vereinigung und Reglementierung der sinnvollen, allgemeinen Anwendung des Begriffs versucht, aber nicht erreicht wird, weil die Gesetze aller Staaten voneinander abweichen, und nicht nur die Indices, mittels welcher terroristische Vereinigungen gelistet werden, eigenen politischen Interessen gemäß kompiliert werden, sondern auch weil darum die allgemeinen Gesetze einzelner Staaten hierdurch zu sehr differenten Bedingungen für nationales Engagement werden.
   

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   Uighurensöhne haben es schwer, denn die Welt will geld verdienen. der Westen protestiert seit Mitte 2019 gegen die Art und Weise Chinas, mit den Uighuren in Xinjiang zu verfahren. Das großdimensionierte Belt-and-Road Projekt Chinas basiert auf der konvenienten Passierbarkeit Xinjiangs für den internationalen Handel. Die Unterbringung der Uighuren, die, entgegen vielen großzügig einseitigen westlichen Medienberichten, durchaus durch Terrorismus in China auffällig wurden, in Erziehungslagern, dient dem Zweck der Urbarmachung einer unruhigen zentralasiatischen Region für den regen Handel, ähnlich der früheren Seidenstraße.

   Der Westen weiss das, und wittert, wie im Afghanistankrieg der Mujaheddin gegen Sowjetrussland, die drohende Neutralisierung eines islamistischen Aktivpostens, der den chinesischen Profit günstigerweise gefährden könnte. dass sich mehr als doppelt so viele Staaten, darunter viele islamische, demonstrativ auf die seite Chinas stellen, hierunter Iran, Pakistan und Türkei, die das chinesische Regiment in Xinjiang loben und die Misshandlung der Uighuren ignorieren, liegt am Geld, das aus China kommt.

   Würden diese Unterstützer Chinas sich gegen China stellen, der Uighuren zuliebe, würde das finanzielle Einbußen bedeuten. Der Profit ist darum hüben wie drüben der Grund für das internationale Handeln der Staaten für und wider China in punkto Uighuren in Xinjiang.

   Nicht nur hat der Westen während des War On Terror durch die Coalition Of The Willing, mit verdächtigen Terroristen auf der ganzen Welt etwas ganz Ähnliches getan, und muss bereits deswegen um seine Glaubwürdigkeit und Integrität bangen, sondern es macht der mehrheitlich christliche Westen in Beziehung zu den Christen, die in China leben und dort diskriminiert und verfolgt werden, dasselbe, was Pakistan, Iran und die Türkei in Beziehung zu den muslimischen Uighuren machen: Weggucken.

   Das Leid der durch die chinesischen Autoritäten unterdrückten Uighuren wiederum ist älter als die USA. Dass erst seit dem Jahr 2019 die internationale Aufmerksamkeit auf die Uighuren gerichtet wird, ist darum mehr als merkwürdig, so merkwürdig wie die Bezeichnung der autoritären Methoden Chinas als eines "Genozids".

   Diese Bezeichnung ist übertrieben und beinahe lächerlich: Die Uighuren in Xinjiang müssen nicht um ihr Leben fürchten, sondern lediglich um die Freiheit, als gegenüber Chinas Zentralmacht autonome muslimische Uighuren wie gewohnt weiter leben zu können. Die Berichte über Zwangsabtreibungen und Vergewaltigungen haben noch Seltenheitswert, es bleibt abzuwarten, ob es sich hierbei nur um Panikmache und Sensationshascherei handelt, oder ob an diesen Berichten wirklich etwas dran ist, respektive, ob die Berichte über Vergewaltigungen, Sterilisationen und Zwangsaborte Ausnahmen sind oder Regelfälle.
   
   Tatsächlich gibt es nicht nur aus der Perspektive wirklich genozidal verfolgter Bevölkerungen einigen Grund, die Übertreibung der Medien durch die Verwendung des Begriffs "Genozid" im Fall der Uighuren, nicht allzu ernst zu nehmen, denn, sollten derlei Begriffe und Verstehensweisen sich verbreiten, so würde auch das Verhalten der Nationen hieran gemessen:

   Der Westen kann moralischerweise nicht dulden, dass ein Genozid an den Uighuren verübt wird, und müsste sich entschuldigen dafür, nicht mehr zur Rettung der Muslime in China zu tun, als eine oberflächliche Sanktion zu verhängen. Dasselbe gilt allerdings auch für die islamischen Staaten, die ihre Unterstützung Chinas noch bekräftigen. Die Übertreibung impliziert eine totale Notlage und Notwendigkeit für eine Gemeinschaft der Staaten, zur Errettung der vor der Vernichtung stehenden Uighuren, einzuschreiten, wie es im Zweiten Weltkrieg zugunsten der europäischen Juden, und eigentlich viel zu spät, auch geschah.

   Viel eher ähnelt das, was die Taliban und der IS in Afghanistan machen, einem Genozid. Dieser aber firmiert im Westen unter der Bezeichnung "Krieg in Afghanistan", und dauert schon seit dem  Sieg der Mujaheddin über die Sowjetunion an.

   Profitkalküle und Machtblockpolitik rangieren offensichtlich vor der Erkenntnis, dass es den Uighuren irgendwie schlecht geht, und dass man darum etwas für sie tun sollte.

   Wie wenig sich der wahrhaftig djihadistiche Islam für solche heldenhaften Dehnungsübungen des Westens interessiert, beweisen die während der gegen china verhängten Sanktionen der EU in Europa unverdrossen weiter verübten djihadistischen Verbrechen. Der wahre Terrorist interessiert sich nicht für derlei internationale Politkosmetik.

   Die auffällige Trägheit Erdogans, der islamischen Staaten, und des internationalen Terrors, sich dem Westen anzuschließen oder wenigstens die eigene Attitude gegenüber China zu neutralisieren, sollte den Westen stutzig machen: Die durch den Westen im Kampf gegen Sowjetrussland mit Waffen unterstützten Mujaheddin und afghanischen Warlords  waren der islamistische Urgrund, aus dem später die Taliban entstanden. Noch Osama bin Laden kämpfte in Jugoslawien gegen die serbischen postkommunistischen Nationalisten, auf der Seite der bosnischen Muslime, und damit auf eine Weise, von der der Westen profitierte, doch all das interessierte Al-Qaeda schließlich nicht mehr, als sich die Terrororganisation gegen die USA und Europa wandte.

   Mit anderen Worten: Nur die Tatsache, dass die Uighuren keine großen Sprünge machen können, bedeutet, dass der Westen vor dem muslimischen Turkvolk in Xinjiag wirklich sicher ist, im Gegensatz zu China, und, nur weil die in China diskriminierten Christen nicht auf einem geostrategisch wichtigen Flecken siedeln, der China großen Vorteil, und dem Westen verhältnismäßigen Nachteil bescheren wird, mangelt dem Westen das Interesse an dem Leid der chinesischen Christen.

 


   Gemäß der englischen Wikipedia ist das East Turkestan Islamic Movement, ETIP, eher eine für die uighurische Sezession und Unabhängigkeit von China kämpfende, panturkistische Bewegung, denn reiner, radikaler salafistischer Djihadismus und islamistischer Extremismus.

   Für antikommunistische, chinafeindliche Propaganda und die gegenwärtig gepflegte internationale Politik der Opportunität seit der Präsidentschaft Bidens ist die Verharmlosung islamistischer Emanzipationsbestrebungen ein rhetorisches Mittel. es ist instrumental, das eine durch das andere zu ersetzen, doch schaut man genauer hin, dann ist der Krieg der Taliban in Afghanistan eine Emanzipation der Pashtunen, die mit 40 % keine Mehrheit, aber die größte afghanische Ethnie, und darum nach eigener Auffassung auch den afghanischen Staat repräsentieren.

   Die deutsche Wikipedia unterscheidet zwischen religiös, nationalistisch und ideologisch erstens, und emanzipatorisch motiviertem Terror zweitens, obwohl bereits im Krieg in Afghanistan diese Trennung nicht mehr vorgenommen werden kann. eigentlich sind auch die ideologischen und religiösen Formen von Terror emanzipatorische Formen von Terror, der Djihad wird durch die Inhalte von Koran und Hadith, sowie durch den Tafsir, den Kommentar hierzu, als ein Kampf gegen Unterdrückung gerechtfertigt. es versteht sich also jeder im Westen als "ideologisch" oder "religiös" motiviert kategorisierte Djihadist entgegen dieser rhetorischen Schublade, als ein Kämpfer gegen Unterdrückung, und für die Autonomie der eigenen Kampfgemeinschaft. Noch der IS kämpfte für ein autonomaes Kalifat.

   Sehen wir uns sezessierende Staatswesen genauer an, so stellen wir fest, dass das Vorliegen administrativer, rechtsstaatlicher Institutionen, Kooperationen, Rechtsauffassungen, und deren Einheitlichkeit eine Bedingung erfolgreicher Autonomie der hiernach strebenden Gesellschaften ist. ist diese Bedingung nur unzureichend erfüllt, wie bei den Kurden, Uighuren und Pashtunen, so kommt es nicht zur eigentlichen Autonomie, es fehlt hierzu das konkrete Staatswesen. Die Bemühungen um Autonomie aber haben dann umso eher die Form von Terror und Subversion, weil Regularität und Superversion eines eigenen Staates fehlen. Solange sich darum Kurden, Uighuren und Pashtunen nicht zusammenraufen und einen eigenen, wahrhaftigen Staat gründen und ein solches Staatswesen, welches nach den Begriffen der zivilisierten, in Staatswesen organisierten Menschheit ein wirkliches Staatswesen ist, so kann der politische Kampf der um Autonomie bemühten Eiferer nichts anderes sein, als ein Terrorismus. Terroristen kämpfen schlechterdings nicht einmal gegen einen bestehenden Staat, in mimetischer Konkurrenz gegen eine Form der Ordnung, sondern gegen eine Gesellschaft, in mimetischer Konkurrenz zu einer Bevölkerung. Aus diesem Grund hat Terrorismus vordergründig sehr viel mit Rassismus gemein, und hintergründig immer mit Revolution.

   Es ist darum die Unterteilung in erstens ideologisch und religiös motivierte, und zweitens in sezessionistisch motivierte, Autonomie bezweckende Verbrechen müßig, denn beide bezwecken irgendwann das unabhängige Staatswesen, haben nur zum Zeitpunkt der Verübung von Terror nicht dasselbe staatsstrukturelle Niveau.
   
   In solcher Zweiteilung schwingt die Auffassung mit, dass Bürgerkriege, weil sie zwischen zwei sehr eng miteinander konkurrierenden, einander recht ähnlichen, und institutionell ausgebildeten Parteien gedacht werden, gewissermaßen rechtmäßiger, oder statthafter sind, als das Verbrechen, verübt durch einen wilden Haufen einander ethnisch ähnelnder Kämpfer ohne gemeinsame und einheitliche Behörden, Verfassungen, Einheiten, und Gerichte.

   Wann dieser Punkt der Zivilisiertheit, und der staatlichen Ebenbürtigkeit aber erreicht ist, ist normalerweise eine Auslegungssache: Für manche ähnelte das genozidale Talibanregime in Afghanistan von 1990 bis 2001 einem solchen Staatswesen, so wie die Ansätze kurdischer Selbstorganisation hierfür auszureichen scheinen, oder auch die einheitliche, muslimische Kultur der Uighuren in Xinjiang. sicherlich spielen eigene, oppositionelle Interessen bei solch einer Einschätzung die größte Rolle: Der den chinesischen Staat in Gänze ablehnende Homo Politicus versteht die Unabhängigkeitsbemühungen der Uighuren darum sehr viel schneller als rechtens, als ein den türkischen Staat in Gänze Akzeptierender, dieselben Kämpfe der Kurden in Anatolien.

   Dieses so sehr wie parteiische, wie Schubladendenken hinsichtlich terroristischer Gruppierungen gibt es, weil der Westen die Rechtmäßigkeit des einen Gemeinwesens anerkennen will, wie im Fall der Uighuren in Xinjiang, und die Integrität des gegnerischen Staatswesens, also Chinas, anfeindet, die Rechtmäßigkeit des nächsten Gemeinwesens aber, wie im Fall der Pashtunen und Islamisten in Afghanistan, in Zweifel zieht, solange hieraus dem Westen eine Gefahr entsteht. während der Westen die Mujaheddin tolerierte, denn diese kämpften gegen Sowjetrussland, tat die Coalition Of The Willing derlei nach dem Sieg der Mujaheddin und dem Terrorangriff vom elften September 2001 in den USA, selbstverständlich nicht mehr.

   Einige Mühe wurde darauf verwendet, den Talibanstaat als gescheiterten Staat, und die Taliban und Al-Qaeda als unkoordinierten, disziplinlosen Haufen zu diskriminieren, deren Status "illegal combatant", zu deutsch "illegaler Kämpfer" nicht einer gewissen Komik entbehrt, und suggeriert, es existiere eine internationale, auf Konsens beruhende gesetzliche Ordnung, gemäß welcher die Legalität der politisch motivierten Kämpfer eingeschätzt werden könne.

   Diese internationale gesetzliche Ordnung fehlt noch heute, nach der Beendigung des War On Terror, denn sie ignoriert sträfliche Fahrlässigkeit staatlichen Handelns, durch die alle Staaten in Mitleidenschaft gezogen werden. es gibt darum wohl die eine oder andere Konvention, gemäß welcher Terroristen als illegale Kämpfer diskriminiert werden können, aber keine Konvention, die das durch Staaten verübte Unrecht diskriminiert.

   Das bedeutet, dass die internationale Gesetzgebung gegenwärtig dazu neigt, auch zum eigenen Nachteil, Staaten als Konstituenten von Recht und Gesetz überzubewerten.
   
   Entgegen jeder legalen Konsequenz handeln und interagieren Staaten, wie die USA, jedoch gemäß eigener politischer Interessen, mit solchen "illegalen Kämpfern" nach Belieben in den sogenannten Stellvertreterkriegen, d.h. es interessiert die Regierungen des Westens eigentlich nicht, ob die im Einklang mit der eigenen Politik Kämpfenden gemäß neutraler Definition im Völkerrecht "legale" oder "illegale" Kämpfer sind.  

    Aus möglichst neutraler Perspektive entsteht ein weiteres, praktisches Argument, welches so sehr ermutigt, als es auch geeignet ist, gegenwärtige Bemühungen zu kritisieren, denn schließlich ist die Subversion einer bestehenden, als fremd empfundenen Staatsordnung nicht zu bewältigen durch reine Negativität. für eine Superversion eines Staates, wie er in der peripherie Russlands aus nationalistischem Engagement und konstruktiv vielfach entstanden ist, bedarf es demgegenüber fundamentaler Positivität, die sich von der Negativität maßgeblich unterscheidet dadurch, dass sie ihre Energie nicht in der Aversion und Bekämpfung einer fremden Ordnung erschöpft, sondern in der konstruktiven Konstitution einer eigenen.

   Es könnte den um die eigene Autonomie bemühten Ethnien darum entgegnet werden, dass " wenn ihr Autonomie wollt, und als autonomes Gemeinwesen anerkannt werden möchtet, dann müsst ihr dafür sorgen, dass in eurer Mitte, durch eure Gemeinschaft und Selbstorganisation, ein solches Gemeinwesen entsteht. "

   Ist derlei nicht möglich, ohne die Beschwörung der restlichen Staaten, die Führung eines Stellvertreterkrieges, die Verübung von gegen feindlich begriffene Gesellschaften gerichteter Verbrechen, so fehlen die Voraussetzungen für Autonomie.

   Dass die Chinesen gegenwärtig unter dem Vorwurf der Genozidalität zu leiden haben, zu Gunsten der zu Terror neigenden Uighuren, ist eine Projektion zugunsten der anderen Ortes genozidalen terroristischen djihadistischen Verbrechen, wie denen der Taliban in Afghanistan von 1990 bis 2001, und denen des IS in der Levante von 2012 bis 2018, sowie hierüber hinaus auch anderen Ortes.



   Das Talibanregime in Afghanistan während der Jahre 1990 bis 2001 war eines der grauenvollsten und unmenschlichsten, genozidalen Terrorregime unter dem die Menschheit jemals litt. Es dient als kritisches Paradigma zur zuverlässigen Beurteilung von Terror in Abgrenzung zu legalen und sozialen und unabhängigen Staatswesen. Die Staaten in der Periphere Russlands entwickelten sich nicht zu solchen genozidalen Talibanregimen, weil die ukrainischen, kasakhischen und kirgisischen Völker imstande waren, staatliche Strukturen zu errichten.

   Terrororganisationen neigen eher zu einer Form der Superkonfessionalität, d.h. zu einem prahlen mit den nicht selbst verübten Verbrechen und Bekenntnissen hierzu, wider die verbrecherische Wirklichkeit.

   Zu solchem Verhalten gibt es zwei mögliche Einstellungen: Die erste erkennt Terror als ein Mittel zur panischen einschüchterung einer Zivilbevölkerung, und diesen Superkonfessionalismus als eine von vielen Methoden zur Vergrößerung von Angst und Schrecken, durch Bekenntnis zur fremden Tat.

   Solche Bekenntnisse artikulieren eigentlich mehr als nur die behauptete Urheberschaft an einem Verbrechen, deren Bedeutung beinhaltet auch Propositionen wie: "Selbst wenn wir nicht an diesem Terrorangriff schuld wären, so würden wir uns sofort mit denen identifizieren und assoziieren, die derlei tun", und weisen darum über die einzelne Tat, und über die eigene terroristische Organisation hinaus, auf die vielen möglichen, einmütigen verbrecherischen Faktionen, und vergrößern durch solche Suggestion Angst, und Schrecken bei den Leidtragenden.

   Die zweite Einstellung zu solchem Superkonfessionalismus ist reduktionistisch und politisch interessiert. sie ist meist denen zu eigen, die sich vom gemeldeten Terrorgeschehen nicht persönlich betroffen fühlen, weil sie räumlich distanzierte medienfachleute sind, oder denen, die ein eigenes politisches Interesse an der Verdunklung der Kausalitäten haben, die zu der Verübung eines einzelnen terroristischen Verbrechens führten, so, als wenn die Zweifelhaftigkeit eines Bekenntnisses zu einem terroristischen Verbrechen ob der Unglaubwürdigkeit der Prahlerei der einen Terrororganisation diese darum von Schuld hieran freispreche, weil diese Terroristen auf den ersten Blick prahlerischen Kindern ähneln.

   Solch ein "Standpunkt" stimmt grob mit Attituden überein, wie sie auch von der Philosophin Bettina Stangneth artikuliert werden. der Zweifel an der Wahrheit des Bekenntnisses führt dann zu der Außerachtlassung der Wahrheit des terroristischen Angriffs überhaupt.

   Der Westen hat sehr stark unter dem Vorwurf gelitten, mit den Unternehmen der Kreuzritter vergleichbare Feldzüge im Nahen Osten zu veranstalten, und auf diese mittelalterliche und frevlerische Weise die Völker asiens zu belästigen. Zu selten ist die Barbarei der Terroristen, gegenüber der Zivilisiertheit der durch Terror betroffenen Staaten wirklich zur Kenntnis genommen worden. Allgemeine Indifferenz noch den Kriegen im europäischen Vorgarten gegenüber hat sicherlich auch ihren Ursprung darin, dass der politische Horizont und der Begriff der Bedeutung von Kriegen bei der Mehrheit der Gesellschaft nicht sehr weit ausgeprägt ist.
   
   Zugleich wurden die Drohungen terroristischer Gruppierungen an Staaten wie China wenn auch registriert, so doch nicht diskursiv berücksichtigt. Dass der Djihad eine religiös verschriebene Emanzipations- und Unabhängigkeitsbemühung ist, wird von vielen noch heute ignoriert.


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   Was Alliierte und Freunde sind, entscheidet im schlimmsten, dem Kriegsfall, der Oberbefehlshaber. So geschehen bei George W. Bush, der vor dem War On Terror eine binäre, aber in Anbetracht der Handlungsnot begreifliche strategische Logik applizierte : Wer nicht für, nicht mit ihm ist, der würde gegen ihn sein.

   Diese Logik ist gerechtfertigt, nicht, weil sie kategorisch die Entschuldigung und das Alibi verweigert, sondern weil sie auf einen global primären Zweck einschwört. Im Kampf gegen global verbreiteten Terror zusammenzustehen hat den allerhöchsten Stellenwert.

    Imperialistisch oder antiimperialistisch interessierte politische Akteure verstehen das Imperium als einen Grund, von dieser Einheit des Denkens abzuweichen, das feindlich gesinnte Imperium ist diesen ein bedeutenderer Gegner als der Terror,  das eigene Imperium ein vorrangiger Alliierter. Beides verleitet diese dazu, den Terror im imperialistischen Kontext zu übersehen und zu benutzen.

   Es ist schwierig, die Tabuisierung oder Euphemisierung von Terror, und dessen folgliche Instrumentalisierung, nicht als eine feindliche Handlung zu verstehen, wenn man sich durch Terror bedroht fühlt, und nicht durch ein Imperium. So sehr man George W. Bush zu kritisieren gewohnt ist ob seiner strikten Politik, er hat durch die zuvor erwähnte logische Prüfformel nichts grundlegend Unlogisches, oder gar Falsches, oder Böses getan.

   Gerade der aus heiterem Himmel die Zivilbevölkerungen treffende Terrorismus hat es an sich, hierdurch zu schrecklich zu verstören, und die betroffene Gesellschaft zu Überlegungen zu nötigen, was man hätte verhindern können, wie man hätte vorbeugen können, hätte man nur rechtzeitig gehandelt. Das richtige, vorsorgliche Handeln im Vorfeld von terroristischer Aggression ist eine logische Aufgabe, der sich nicht jeder annehmen will, doch sie ist realistisch, weil eben solche Terrorprävention wirksam ist.

   Angesichts einer terroristischen Bedrohung zu handeln ist von höchster Bedeutung, die binäre strategische Logik ist realistisch : Es gibt nur das vordem richtige Handeln, und ein zumindest das Richtige bezweckende Handeln, gegenüber dem Unterlassen.

   Das "doing by dying" der Terroristen nötigt zum "do or die with them" der Feinde der Terroristen. Jede halbgare Haltung gegenüber Terrorismus, die Leugnung terroristischer Angriffe auf eine zivilisierte Gesellschaft, oder die Verharmlosung der Schuld terroristischer Gruppierungen ist in letzter Konsequenz eine Behinderung bei der Bekämpfung von Terror, und diesem hierdurch förderlich.

   Die uighurischen Gruppierungen ETIM und TIP sind verantwortlich für Terrorismus, hatten Beziehungen zu Al Qaeda, kämpften im Syrienkrieg, hatten Basen in Pakistan, und China erwehrt sich ihrer notwendigerweise. Derlei zu leugnen oder zu bezweifeln, hilft dem djihadistischen Terror.

   Es gibt ein zweites, kritisches Argument für die geschilderte binäre, strategische Logik : Wer tot ist, kann nicht mehr gegen den Terror kämpfen, der ihn dahinraffte, und wer lebt, hat die Pflicht, es anstelle dieser Opfer, für die Lebenden zu tun. Leben und Tod sind so binäre Zustände wie es Tun und Unterlassen, oder Freundschaft und Feindschaft sind, es gibt kein Zwischending, und darum gibt es auch kein Zwischending zwischen Freund und Feind Diese absoluten Zustände menschlicher Existenz rechtfertigen George W. Bushs strategische Logik.


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   Die über das letzte Jahr der Präsidentschaft Donald Trumps hinweg andauernden Explosionen in iranischen Nuklearwaffenbauanlagen sind zu offensichtlich das Werk terroristischer zionistischer Täter, um missdeutet zu werden, die Sabotage erfolgte zu präzise an den kritischen Terminen, wie Neuverhandlungen zwischen dem Iran und den USA, die Meinungen der Fachleute aus den USA, Israel und Europa sind auffallend einhellig, selbst israelische Staatsbeamte bleiben zweideutig, und haben kein Interesse an der gemeinsamen Aufklärung der Ursachen der Explosionen.

   Dieses Schweigen, die Suggestion und die charakteristischen Termine der Sabotage-Akte sprechen eine eigene Sprache: Israels Hardliner haben zugeschlagen, und von 2020 bis 2021 versucht, das iranische Atomwaffenprogramm zu torpedieren.

   Dabei wäre das überhaupt nicht nötig gewesen. Der Iran wird sein Atomwaffenprogramm früher oder später beenden, und mit seinen Nuklearraketen auf Israel zielen können. Nicht, dass der Iron Dome nicht tauglich genug wäre, Israel zu beschützen, aber Raketen sind nicht die einzigen denkbaren Mittel, um Israel von der Landkarte zu fegen.

   Israelis übersehen scheinbar mehrere globalpolitische Problematiken auf einmal. Es muss nicht die Frage beantwortet werden, ob Israel so weit gehen, und einen offenen Krieg gegen Iran wagen würde, denn daran hat es seit dem Sechs-Tage-Krieg keinen Zweifel mehr, sondern, ob der Iran wirklich so bösartig ist, wie Israels Hardliner es befürchten.
   
   Wäre dem wirklich so, dann wäre bösartiges, d.h. terroristisches Handeln der israelischen Zionisten genau das, was der Iran als Vorwand bräuchte, um zu beenden, was vor 3.000 etwa anfing.

   Hitler inszenierte im Jahr 1939 einen Überfall auf Polen, um den Zweiten Weltkrieg in Europa endlich anfangen zu können. Bösartigen Mächten, ist jedes Mittel recht, um Alibis zu produzieren, die der Verwirklichung eigener, bösartiger Zwecke dienen könnten.

   Verfehlt Israel nicht nur sein wichtigstes Ziel, das Atomwaffenprogramm des Iran dauerhaft lahmzulegen, sondern auch ein weiteres, gegenüber dem Iran als smarter und überlegener, weil moralischer Sieger aus allen Bedrohungen schadlos hervorzugehen, weil die Explosionen mit israelischem Terror in Verbindung gebracht werden, dann wäre das fatal, nicht nur für das viel beweinte Israel, sondern auch für alle, die durch Israel in einen möglichen offenen Krieg gegen den Iran hineingezogen werdden würden.

   Dass die USA, und Europa gerade jetzt wirklich keine große Lust auf eine Massenkeilerei im Nahen Osten haben, versteht ein globalpolitischer Laie. Dass Israel seine Alliierten durch solches Handeln abspenstig machen könnte, auch.

   Nimmt man einfach mal an, dass der Iran die durch Trump erlittene Demütigung, den Boykott, den starken, internationalen politischen Druck, die Pandemie, und den israelischen Terror  auf die leichte Schulter nimmt und in ein paar Jahren die ganze Sache vergessen haben wird, dann braucht sich die Menschheit wirklich keine Sorgen zu machen.

   Dann bleibt noch immer das Problem der gewissenhaften und objektiven Politik. Diese hat einen Terrorbegriff, der nicht beliebig dehnbar oder stauchbar ist, den man nicht zwischendurch umspritzen kann, die sich dafür interessiert, wie intelligent das Staatshandeln der Nationen ist, dafür, welche Verbindlichkeiten zur Disposition stehen, dafür, wie viele Opfer ein schwelender Konflikt in Zukunft fordern wird, und dafür, welche besseren Politiken man anstelle offensichtlich schlechter Ansätze hätte umsetzen können.

   Aus der Perspektive einer gewissenhaften, um Neutralität oder auch Vermittlung bemühten Politik, die dem Frieden eine Chance geben will, und darum dem Iran eine Chance geben muss, sich zu bewähren, hat Israel im Jahr 2021 sehr viel verloren.

   Die Zeiten ändern sich, und unscheinbare Ereignisse sind wichtiger, bedeutender als früher. Der Tod Soleymanis, der Tod der iranischen Wissenschaftler, die terroristischen Angriffe Israels erscheinen vor dem Hintergrund pandemischer Verlust in Millionenhöhe nebensächlich, aber der Iran ist groß, stolz, und erstrebt die regionale Hegemonie. Die durch Israel erlittenen Demütigungen können schwerlich rückgängig gemacht werden :

   Die sich zwischen Iran und Israel verstehende Menschheit wird die Gelegenheit verpassen, dass beide Nationen sich gemeinsam um eine Aufklärung von Terrorakten kümmern, aus eigenem und vorrangigem Interesse. Israel verlor ganz nebenbei seine Glaubwürdigkeit. Nach diesen Ereignissen sind denkbare Beteuerungen der Israelis, Israel wolle Frieden mit dem Iran, nicht mehr das Papier wert auf dem sie geschrieben stehen, und Israel sieht sich - wenn ich mich nicht völlig täusche - zum ersten Mal mit einem Imageproblem konfrontiert, denn seitdem nicht einmal die Israelis die Täterschaft Israels ernsthaft widerlegen wollen, muss sich der Zionismus mit hausgemachtem Terrorismus befassen.

   Israel ist, gemessen an seiner Größe, ein kleines Land. Im schlimmsten aller Fälle bräuchte es wenige Treffer, um die israelische Nation zu vernichten.


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   China ist ein großes, starkes, zivilisiertes und kulturell wie politisch geeinigtes Land. Der Terrorismus hätte es sehr schwer. Überdies kommt die politische Hierarchie Chinas dem Kampf gegen den Terror überaus gelegen. China ist m.E., entgegen der Meinung von Potter (2013), nicht unvorbereitet oder offen wie ein Scheunentor für Terrorangriffe, sondern imstande Terror zu bekämpfen.

   Die Frage, ob djihadistischer Terror geeignet wäre, zu einer Demokratrisierung Chinas zu führen, muss trotzdem beantwortet werden.
   
   Die politisch-historische Faktenlage widerspricht solchen Vorstellungen. Nach den Terroranschlägen vom elften September 2011 in den USA wurde die USA nicht demokratischer, sondern autoritärer, militarisierter und sogar autoaggressiver, wenn man die durch George W. Bush initiierte skandalöse, illegale "PD-Disorder-Diagnose-Campaign" hinzurechnet, durch die ein Teil des kämpfenden us amerikanischen Heeres pathologisiert, verleumdet und gedemütigt, mal mehr, mal weniger ehrenhaft aus dem Dienst entlassen, und sozial ermordet wurde, weil den willentlich fehldiagnostizierten hernach sowohl die Freiheiten fehlten, unbeschädigten Ansehens weiterhin beruflich tätig werden zu können, als auch die, die normale Summe an Sozialversicherungsleistungen zu erhalten.

   Gemessen an dem Gegenwind, den Bush, wie auch Trump im eigenen Land erfuhren, und der ohne die äußere Einwirkung terroristischer Akteure, und deren Drohung aus der Ferne nicht derselbe gewesen wäre, kann nicht von einer Liberalisierung oder Demokratisierung der Zustände durch Djihadismus im Westen gesprochen werden, sondern von dem Gegenteil.

   Selbiges gilt für Putinrussland: Wahrscheinlich war Putin in den Terroranschlag in Wolgodonsk, durch den ein Mietshaus zerbombt, und viele unschuldige russische Zivilisten ermordet wurden, verwickelt. Derlei Ereignisse ermöglichen einer Autokratie die Konsolidierung persönlicher, undemokratischer Macht. Das ohnehin im Kriegsfall ermächtigte Staatsoberhaupt erlangt nach solchen Vorfällen eine legitime Exekutivmacht, derlei ist normalerweise sehr sinnvoll, denn wenn ein Staatswesen durch Krieg oder Terror unmittelbar bedroht wird, so muss eine Regierung unbedingt handlungsfähig sein, unter Umgehung bürokratischer, langwieriger Behinderungen, auf die eine Demokratie im allgemeinen sehr viel Wert legt, weil hierdurch Mitbestimmungs- und Vetorechte gemeint, wenn auch nicht immer praktiziert werden.

   Es gibt darum recht wenig Anlass zu glauben, China könnte durch einen "gelungenen uighurischen Djihad" demokratischer, oder liberaler, oder zivilisierter werden. Es wäre eher eine sehr gegenteilige Wandlung zu erwarten.  

   Hieraus folgt wiederum, dass die internationale Einheitlichkeit der theoretischen Definitionen, was Terrorismus im allgemeinen ist, wie der praktischen Determinationen, welche Terrorgruppen terroristisch sind, aus demokratischer Perspektive in höchstem Maße sinnvoll, wenn nicht notwendig wären.

   Die zur Abwägung solchen Handelns notwendigen Überlegungen befassen sich mit der oolitischen Wertigkeit eines Hegemons oder Imperiums in Abhängigkeit von dessen demokratischer Verfassung, und setzen die Differenziertheit politischer Machtwirkungen voraus.

   Aus politisch interessierter Perspektive widersprechen solche Differenzierungen der Auffassung gebotener Reduktion auf Kategorien. Für sehr viele Staatsbürger ist der us amerikanische Hegemon, wie der Pax Americanum nicht nur das kleinere Übel, sondern umsomehr eigentlich erstrebenswert, weil der US Staat trotz erschreckender Korruption immerhin demokratische Formen, Praktiken und Moralitäten hat.

 

 


Bibliographie:

Englische Wikipedia

Deutsche Wikipedia

Philip B. K. Potter, "Terrorism in China. Growing Threats with Global Implications", in: "Strategic Studies Quarterly", Winter 201, pp. 70 - 92

The Afghanistan Justice Project, "Casting Shadows: War Crimes and Crimes against Humanity: 1978-2001. Documentation and analysis of major patterns of abuse in the war in Afghanistan"
 

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